<%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="65001"%> Die Heinzelmännchen von Serrig

Die Heinzelmännchen von Serrig

 
Bei dem gottgesegneten Weindorf Serrig an der Saar gibt es
ein Flurstück, das >>Im Widderhäuschen<< heißt; darin liegt ein
mit Steinplatten umstellter viereckiger Platz, der früher ein
römisches F amiliengrab gewesen sein soll. Das Volk aber weiß
es besser: Dort stand das Häuschen, das einstmals den
Wichtelmännchen, Witterchen genannt, die im nahen Wald
ihr Wesen trieben, als Behausung diente. Diese Witterchen
waren ein fleißiges und den Menschen zugetanes
Zwergvölkchen, das den Bewohnern von Serrig gar manchen
guten Dienst leistete. Alljährlich zur Osterzeit kamen die
Zwerglein ins Dorf und benutzten dort, wo der Weg nach
Greimerath abzweigt, mit stillschweigender Erlaubnis des
Eigentümers ein Haus zum Brotbacken. Dies war für sie eine
feierliche Handlung, bei der ihnen kein menschliches Auge
zusehen durfte. Und die Serriger ehrten ihren Wunsch, weil
sie von den treuherzigen kleinen Leutchen nichts Übles zu
befürchten, aber viel Gutes zu erwarten hatten.
Einmal aber wurde die junge Frau des Backhausbesitzers
vom Teufel der Neugierde derart geplagt, dass sie um jeden
Preis das Geheimnis des Brotbackens ergründen wollte. Sie
legte sich also in einer Nacht, in der die Zwerge wieder ihr Brot
zu backen beabsichtigten, auf die Lauer und harrte mit großer
Geduld aus, bis die Brote gar waren. In feierlichem Zuge
breiteten die Witterchen sodann die Laibe aus, und der König
des kleinen Volkes segnete sie mit den Worten: »Gott sei
Dank für unser Brot! «
Da hielt es die Lauscherin in ihrem Versteck nicht mehr
aus, und mit dem Ruf: >>Unsern Kuchen auch!« sprang sie mit
ihrer alten Laterne mitten unter die erschrockenen Zwerge.
Mit einem Schlag erlosch das Licht, die Trägerin stürzte zu
Boden, die Witterchen aber purzelten kopfüber die Treppe
hinunter. Als das Weib sich erhob, waren Brote und
Witterchen verschwunden.
Seit diesem Ereignis aber ließ sich das emsige Völkchen
nicht mehr sehen, es zog aus der Gegend fort, und die Serriger
mussten von da an in Feld, Wald und Haus die Hilfe der
fleißigen Männlein entbehren.