<%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="65001"%> Ardschuna

Ardschuna

 
In der schönen Residenz, die sie ihrer Kraft und Einigkeit verdankten, lebten die Tßmeifavranittitnwvpirder weisen Herrschaft Judhischthiras glücklich und in Frieden. Und als sie dessen voll Freuden inne warden, schworen sie einander, daß derjenige in lanährige Verbannung ziehen solle, der diese Einigkeit störte. Eines Abends erging sich Ardschuna im weiten Garten des königlichen Palastes. Da kam ein ehrwürdiger Brahmane und klagte, daß ihm soeben seine letzte Kuh geraubt worden sei. Rasch war Ardschuna bereit, die Räuber zu verfolgen und ihnen die Beute abzujagen. Er sprang ins Haus, um seine Waffen zu holen. Doch wehe: auf der Schwelle saß Judhischthira in traulichem Kosen mit Draupadi. Ardschuna ließ an den königlichen Bruder — es kam zum Wortwechsel, der bei Ardschunas Eifer, dem bittenden Brahmanen rasch zu helfen, bald zum heftigen Streit ausartete und damit endete, daß der Hilfsbereite, mit scharfem Spott auf den verliebten König, seinen Bogen ergriff und den Kuhdieben in den Wald nachlief. Nachdem er diese bestraft und dem ehrwürdigen Brahmanen sein Eigentum ins Haus gebracht hatte, trat er vor die Brüder und erklärte in die Verbannung ziehen zu wollen, da er in blindem Eifer Feindschaft ins Haus getragen halte. Vergeblich entbanden die Brüder den Bereuenden von der harten Verpflichtung, umsonst reichte der edle Judhischthira dem Bruder versöhnt die Hand und bat ihn zu bleiben; Ardschuna wollte an einem Gelöbnis nicht gedeutelt sehen und zog mil den freundlichsten Wünschen der Seinen in die Ferne.
An der Ganga besuchte er viele Wallfahrtsorte und badete dort
nach religiösem Brauch in dem heiligen Strom. Da zog einst Ulupi, eine Schlangenprinzessin, den kühnen Schwimmer in die Tiefe und brachte den schönen Menschensohn in ihren Palast.
Oh! über die zauberhafte Pracht, auf die Ardschuna da stieß:
Auf schlanken Säulen aus Jaspis, die sich oben in köstlichem Schnitzwerk teilten und wieder wirr ineinander verschlangen, ruhte eine mächtige Kuppel aus einem einzigen Smaragd geschnitten. Die Wände schienen aus tausend und bertausend wasserhellen Kristallen geformt und funkelten in grüngoldnem Licht, daß ringsum alles zu leben schien. Dicke, weiche Teppiche waren gebreitet, und wo sie den Boden sehen ließen, da war Steinchen an Steinchen zu wunderbarem Bildwerk gefügt oder Perlen, Gold- und Silberküglein, wie Kies auf einen Gartenweg, gestreut. Liebliche Töne, die fernher zu klingen schienen, erfüllten den Raum und einten sich zu Weisen aus längstvergangenen Zeiten.
Weich schlangen sich die Arme der wunderschönen Prinzessin um Ardschunas Hals. Kosend wallte ihr reiches Haar über seine Haut. Es war ein Locken und Halten, ein Fühlen und Sehnen — Ardschuna blieb und nahm die Schlangenprinzessin zum Weib. Ein Jahr schien dem Glücklichen vergangen, als Ulupi ihm ein schönes Knäblein schenkte, das sie Iravat nannte. Da gedachte Ardschuna der Seinen: Immer tiefer verlor er sich in Sinnen — leise‚ leise klangen die gewohnten Weisen wie Stromrauschen an sein Ohr — ein kühler Wind strich über seine Glieder, und Ardschuna erwachte. Im ersten Schimmer des Morgens sah er sich am Ufer der Ganga, neben seinen Kleidern und Waffen. Er lief ins Dorf und hörte dort, daß seit seinem Verschwinden nur eine Nacht vergangen sei.
Des schönen Erlebens froh zog er weiter und kam nach Manipura. Hier sah er die Tochter des Königs, die schöne Tschitrangadaa, und warb um sie in schnell erwachter Liebe. Doch der König gab ihm die Tochter erst zur Gattin, nachdem Ardschuna gelobt hatte, sie als Putrika von des Vaters Hand zu empfangen. Die altindische Sitte hielt es  sündhaft, ein Geschlecht erlöschen zu lassen, denn Opfer und Gebet der Söhne und Enkel entsühnte die Verstorbenen, öffneten das Tor des Totenreiches und bereiteten einen Platz in Indras lichtem Himmel. Wo die Natur einen Sohn versagte, schuf Rechtsbrauch und Sitte vollwertigen Ersatz. Der König von Manipura hatte ein einziges Kind: die schöne Tschitrangadaa. Er hatte sie von seinem Hauspriester zur Putrika, das heißt Sohntochter, weihen lassen. Eine Sohntochter durfte, ihrem Gatten nicht in sein Heim folgen. Sie blieb im Hause des Vaters, ihre Söhne brachten die Manenopfer für das Geschlecht der Mutter dar und setzten es in gerader Linie fort.
Unter solchen Bedingungen empfing Ardschuna seine Gattin vor dem heiligen Hausfeuer und lebte mit ihr drei Jahre in vollstem Glück zu Manipura. Dann gebar Tschirangadaa den Babruvahnna und der Vater ließ, getreu seinem Gelöbnis, Mutter und Kind beim König von Manipura und zog neuen Abenteuern entgegen.
Zu Naritirtha befreite er fünf Apsaras.Diese losen Göttermädchen aus Indras und Varunas Gefolge störten gar gerne fromme Büßer in ihrer Andacht durch allerlei Possen, die sie den ehrwürdigen Einsiedlern spielten. Ein heißblütiges Opfer ihrer Scherze hatte sie verflucht, als Krokodile in den heiligen Weihern von Naritirtha zu leben, bis ein Starker sie mutig ans Land zöge. Der tapfere Indrasohn hatte den Fluch gelöst, als er sich beim Baden der freßgierigen Bestien erwehrte, und so den heißen Dank der himmlischen Schönen erworben.
Auf einer seiner Fahrten stieß Ardschuna auf Krischna, den Vetter und Freund, und zog mit ihm nach dessen Residenz Dwaraka. Dort kamen sie gerade zu einem großen Fest: Bodscha, Wrischnier und Andhaka, drei Stämme vom Volk der Jadava, feierten ihre Verbrüderung. Scharen blumengeschmückten Volkes zogen am Morgen aus der Stadt nach dem nahen Festplatz. Voran Cymbal- und Paukenschläger, Lauten- und Flötenspieler‚ Sackpfeifer und die alles übertönenden Muschelbläser. Stabtänzer, Gaukler und Schauspieler folgten; dann kam das Volk in bunten Festkleidern, jauchzend und singend, dann Krieger, Fürsten und der König mit seinen Gästen, umgeben von großem Gefolge. Auf dem Festplatz fanden Wagenrennen und andere
Wettkämpfe statt, Gaukler und Tänzer zeigten ihre Kunst, Gesang und Musik erfreuten das Volk, Soma und Sura, feurig
berauschende Getränke, letzten die durstigen Kehlen. An allen
Ecken und Enden sah man Würfelspieler vor ihrem Brett sitzen
und hörte auch oft ihre heiseren Stimmen im Streit. Auf dem
Anger schwang sich die Jugend in anmutigem Tanz nach den
Weisen des Cymbals oder auch den Rhythmus nur durch
Händeklatschen betonend.
Durch die bunte Menge schritten Ardschuna und Krischna nach
den Zelten des Königs und seiner Gäste. Dort wurde im Freien
getafelt. Der König der Wrischnier saß da mit seinen tausend
Frauen beim Soma und viele andere Fürsten mit ihrem Hofstaat. Baladeva, der Bruder Krischnas, sang im halben Rausch ein Lied vom männererfreuenden Soma, das diesen Trank mit seinen geheimnisvollen Kräften als des Götterkönigs Freude pries, als Helfer der Sänger, als Balsam der Müden und Feuer der Starken.In all dem Jubel des Festes sah Ardschuna ein schönes, stilles Mädchen neben Wasudeva, dem greisen Vater Krischnas, sitzen, und schon brannte Kamas blütenspitziger Pfeil in seinem heißen Herzen. Subhadra war die Holde, Krischnas junges Schwesterlein. Voll glühender Sehnsucht nach der Blütenzarten, bat Ardschuna seinen Freund, ihm zu dieser lieblichen Gattin zu verhelfen, und
Krischna riet zum Raub, nach alter kriegerischer Sitte.
Boten eilten zu Judhischthira, dem Haupt der Sippe, und als die ungeduldig Erwarteten mit freundlichen Grüßen und der
erbetenen Erlaubnis wiederkehrten, ergriff Ardschuna die Geliebte bei einem ihrer Waldgänge und entführte sie auf seinem Streitwagen nach einem im Dickicht verborgenen Haus.
Nun herrschte wilder Zommut im Lager der Jadavafürsten.
Baladeva wollte diesen Bruch der Gastfreundschaft blutig rächen und rief nach seinen Rossen und Waffen. Da trat Krischna unter die Erregten und beruhigte sie mit wenigen Worten: »Ist meine Schwester ein Stück Vieh, daß der Gatte sie den Ihrigen abkaufen soll? — Sind wir so arm? oder so geizig, daß wir den Kaufpreis nicht missen mögen? — Tapfer ist Ardschuna und edel sein Geschlecht, da Reichste an Ehren! Ich geh’ und reich‘ dem Bruder die Hand!
Und also tat er! Ardschunas Waffenruhm versöhnte die kriegerischen Söhne der Berge, und als Krischna das Brautpaar zurückbrachte, wurde in Dwaraka feierlich Hochzeit gehalten. Dann zog Ardschuna mit seiner Subhadra heim nach Indaprastha und wurde von seinen Brüdern voll Freude aufgenommen. Draupadi zürnte anfangs der neuen Gattin Ardschunas, doch die sanfte Subhadra, die sich in
verehrender Liebe an die Stolze hing, wie Efeu an die Eiche,
unterwarf sich der Älteren als Magd und gewann dadurch bald ihre schwesterliche Freundschaft. Subhadra schenkte dem Ardschuna einen Knaben namens Abhimanju.
Die schöne Draupadi gebar jedem der Gatten einen Sohn: die
fünf Draupadeyas. In brüderlicher Eintracht lebten die Pandava nun wieder zusammen in ihrem Reich, unter der weisen Herrschaft des redlichen Judhischthira.
Ardschuna und Krischna, der Freund und Schwester nach derHeimat begleite! hatte, ergötzten sich oft an den Ufem der Jamuna an der Jagd und an manchem fröhlichen Fest. Einst ergingen sie sich dort in einem geheiligten Hain, als plötzlich ein ehrwürdiger Brahmane vor ihnen stand. Demütig falteten sie die Hände vor der Brust und hoben sie, ehrfürchtig grüßend, bis an die Stirne. Der Brahmane dankte den beiden Prinzen und bat die mit Glücksgütern Gesegneten, sie mögen ihm dazu verhelfen, seinen nagenden Hunger zu stillen. Kaum hatten die Frommen seiner Bitte Gewährung verheißen, so zeigte sich der Bittende in seiner wahren Gestalt:
Rothaarig und -bärtig, mit sieben beweglichen Zungen, stand
Agni, der schwarzpfadige Feuergott, vor ihnen und schwang in der Rechten sein dräuendes Banner, die schwarzen Schwaden auf sonnenhellem Grund.
»Der Kandawawald ist's allein, was mich sättigen kann!« rief
er. >>Laßt mich ihn fressen!«
>>Nimm ihn, hehrer Beschützer des Hauses!« sprach Ardschuna und umwandelte rechtshin den Erhabenen.
»Ihr müßt mir helfen, Tapferste der Tapferen!« sprach der
Gott. »Indra verschlägt mit seinen Regengüssen den Atem,
sooft ich mich an die Mahlzeit mache, weil sein Freund Takschaka, der König der Nattern,im Wald haust. Und auch andere Götter und Geister verhelfen den waldbewohnenden Tieren zur Flucht und kürzen mein Mahl!«
»Gerne verhülfen wir dir zur Sättigung, leuchtender
Burgenzerstörer,« sprach Krischna darauf, >>doch unsere Waffen taugen nichts im Kampf mit Himmlischenk
Da führte sie Agni vor Varuna, den geheimnisvollen Gott der
Gewässer, und hat diesen, die beiden tapferen Prinzen mit
Götterwaffen aus seiner reichen Schatzkammer zu beschenken. Varuna schenkte dem Pandava den klingenden Bogen Gandiva, samt zwei unerschöpflichen Köchern, und einen prächtigen Streitwagen. Es war der, auf welchem der Mondgott Soma einst die Dämonen der Luft besiegt hatte. Tausend goldene Möndchen verzierten sein schneeweißes Holz und hundert silberne Schellen erklangen fröhlich bei jedem Schritt der milchweißen Gandhaverhengste. Der himmlische Meisler Wischwakarman hatte das Kunstwerk gebaut.
Die weithin sichtbare Standarte, ein Affe auf einem gekrümmten Löwvenschweif, ward später, als Ardschunas Feldzeichen, ein Schrecken seiner Feinde.
Krischna erhielt aus des gütigen Gottes unerschöpflichem
Schatz den nie fehlenden Diskus Vadschranabha und die schwere Keule Kaumodaki.
S0 gerüstet stellten sich die Helden zu beiden Seiten des Waldes auf, und Agni begann ihn zu verzehren.
Fauchend, brüllend, blökend, zischend, heulend und winselnd
brachen die Tiere des Kandavahaines durch das Unterholz, um
sich zu retten. Doch unaufhörlich schwirrte Gandiva in Ardschunas Hand, Schlag um Schlag traf die Keule Krischnas, und entsetzt flohen die Tiere zurück in den Rachen des sengenden Gottes. Da donnert Indras Streit-vagen über die Erde. Der König der Götter naht, um die Recken im Kampf zu bestehen. Unnahbar bleiben die Tapferen mit ihren göttlichen Waffen. Steine, Felsen, Berge wälzen sich ihnen entgegen, Waldgeister stürzen aus ihrem brennenden Heim und müssen vor den Unbezwinglichen. wieder zurück in Rauch und Flammen und elenden Tod. Ohne zu wanken stehen die Unvergleichlichen gegen eine Welt des Zaubers.
Da tönt eine Stimme aus den Wolken und überdröhnt den
Kampflärm: >>Zurück! Vergeblich ist der Kampf gegen Ardschuna und Krischna, denn sie erfüllen, was Brahma verhängte, den Ratschluß des Schicksals: der Kandavahain muß verbrennen! « Da beugte sich alles dem Willen der Allmacht, und auch der tapfere Götterkönig stand ab von aussichtslosem Kampf. Fünfzehn Tage lang brannte der Wald, dann war der hungrige Gott gesättigt: Baum und Busch, Gras und Blatt, Wild und Schlange, ja die kleinste Mücke halte er verschlungen. Die Geister, die das alles gehütet hallen, waren verendet vor dem glühenden Atem des Gottes. Nur Maya, der kunstreiche Bildner der Geisterwelt, war dem Verhängnis entronnen. Ardschuna hatte ihn um seiner Kunst willen durchschlüpfen lassen, und der Dankbare versprach, es ihm
reichlich zu lohnen. Und Maya hielt Wort:
Nach wenigen Wochen brachte er auf vielen Wagen seinen
Schatz nach Indraprastha gefahren, und nachdem er dem
Ardschuna das helltönende Muschelhorn Dewadatta und demBhima einen prächtig geschmückten Streitkolben geschenkt hatte, begann er dem König Judhisehthirai Palast zu erbauen, der alle Bauwerke der Welt an Pracht übertreffen sollte.