<%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="65001"%> Feindschaft

Feindschaft

 
Neid, Furcht und Hass glommen in Durjodhanas
Herzen, als er die Pandava so hoch in Ehren sah.
Sein wilder Bruder Duchschasana und sein
ränkevoller Oheim Schakuni schürten die Glut n1it
Bildern, wie die starken Pandava einst den
schwachen Kaurava den Fuß auf den Nacken setzen
würden und mit Plänen, wie man sich ihrer
entledigen könnte. Der tapfere Karna predigte
offene Feindschaft. Da trat Durjodhana vor den
blinden König. Er sprach ihm von der Volksgunst,
die sich die Pandava erschlichen hätten, von der
drohenden Gefahr für seine Söhne, wenn die Söhne
Pandus durch Judhischthira zur Herrschaft im
Reiche gelangten, und vom Untergang seines
Hauses, wenn die Starken sich's einfielen ließen, zu
ertrotzen‚ was ihnen nie gewährt werden könnte. Er
weinte und drohte, schrie und schalt Dhritara-
schtra einen kindischen Greis, der es nicht
verstünde, den drohenden Sturm von seinem Hause
zu wenden. Und dem guten alten König bangte um die Seinen. Ängstlich, wie er infolge seines Gebrechens war, lieh er den Klagen des herrschsüchtigen Sohnes, den Plänen des listigen Schwagers sein Ohr und entschlüpfte vor den friedfertigem Ratschlägen des weisen Vidura, vor der ahnungsvollen Warnung seiner treuen Gattin Gandhari.
Er verbannte Judhischthira und seine Brüder nach dem Wald Waranarvata, und Kunti zog mit den Söhnen ins Elend. So geschah es nach dem Willen Durjodhanas: In der Einsamkeit hatte er von seinen Sklaven ein Holzhaus bauen lassen, dessen Doppelwände mit Stroh, Harz und ähnlichen Brandstoffen gefüllt waren. Einer seiner Haussklaven sollte die Verbannten im Walde erwarten, ihnen diese einzige Zuflucht in der Wildnis zur Wohnung anbieten und bei Gelegenheit Feuer an das Haus legen. Die Pandava kamen und brachten eine alte Pariafrau samt ihren fünf Söhnen zur Bedienung mit. Vidura, der Duljodhana durchschaute, hatte Kunti vor ihrem Auszug gewarnt. S0 waren die Pandava auf ihrer Hut und gruben gleich nach ihrer Ankunft einen Gang durch die Erde, dass man vom Wohnraum ungesehen in den Wald gelangen konnte. Und als sie damit fertig waren, als die Nacht über dem Walde lag, zündete Bhima das Haus an, und alle sechs flohen in den Gang. Doch wehe: in dem dichten, giftigen Rauch des Harzes taumelten sie wie Trunkene, fanden sich nicht zurecht, fielen eines über das andere und wären sicher jämmerlich erstickt, wenn Bhima nicht alle fünf in seine starken Anne genommen und ins Freie getragen hätte. Auch hier musste er noch gewaltig kämpfen, denn weit um das Haus hatte sich eine dichte Rauchhaube gelegt. Doch wie sein Vater, der Sturmgott, brach er mit seiner schweren Last durch das Unterholz, bis er endlich in frischer Luft anhielt. Im ersten Dämmern des Morgens sah er sich vor einem riesenhaften Banyanenbaum. Der Banyanenbaum ist eines der vielen Wunder Indiens: von jedem seiner wagrechten Äste sendet er Ranken zur Erde, die dort wieder Wurzel schlagen, zu Stämmen erstarken und so das Astwerk weit hinaus tragen. Hunderte und Tausende von Stämmen hat so ein einziger aller Baum, und in seinem Schatten
können ganze Heere lagern. Solch einen Baumriesen hatte Bhima gefunden, und unter dessen Blätterdach bettete er die betäubte Mutter mit seinen Brüdern und lief um Wasser. In dem Harzhaus aber verkohlte die Paria mit ihren fünf Söhnen und Durjodhanas gewissenloser Haushälter. Als sein Herr nach Wochen in den Wald kam, um zu sehen, 0b sein Befehl pünktlich befolgt worden sei, fand er unter den Trümmern des verbrannten Hauses sieben verkohlte Leichen. Da glaubte Durjodhana seinen Streich vollauf geglückt. Jubel im Herzen, Trauer im Antlitz, ließ er die vermeintlichen Reste der Pandava nach Hastinapura schaffen, und der blinde König musste zu Ehren der »Verunglückten« eine prächtige Totenfeier abhalten.