Der Holleabend |
|
In Rehe war einmal eine Frau, die den größten Teil des Tages und sogar die halbe Nacht fleißig spann. Zu der kam eines Abends, es war am letzten Donnerstag vor dem heiligen Christfest, eine Holl, brachte zwölf leere Spulen mit und gab mit strenger Miene der fleißigen Spinnerin auf, diese zwölf Spulen bis um zwölf Uhr voll zu spinnen, sonst “würde sie ihr den Kopf umdrehen. Lächelnd entfernte sich die Holl, die erschrockene Frau aber wußte sich nicht zu raten und zu helfen. Sie ging daher zu ihrer Nachbarin und erzählte ihr, was ihr geschehen. Diese sagte: » Die zwölf Spulen bis um zwölf Uhr voll zu spinnen, ist für dich allein ein Ding der Unmöglichkeit. Spinne deshalb über jede Spule nur einmal.« Und die Spinnerin tat so, Schlag zwölf Uhr nachts kam die Holl wieder und verlangte ihre zwölf Spulen. Zitternd reichte die Frau sie ihr hin. Als die Holl die Spulen besehen hatte, fragte sie heftig: »Wer hat dich das gelehrt?«‚ und als die erschreckte Frau nichts darauf erwiderte, sagte die Holl: »Das hat dir der Teufel gesagt! « Und sogleich verschwand sie bei zugemachter Türe. Deshalb heißt dieser Abend (Donnerstag vor Weihnachten) der Holleabend, und viele alte Frauen hüteten sich früher, an diesem Abend ihr Rädchen zu drehen, aus Furcht vor der Holl. |