Die drei Nüsse |
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Es war einmal ein Prinz, der war ein großer Jagdliebhaber, und obgleich seine Eltern ihm das Jagen strenge verboten hatten, so ging er doch eines Tages wieder in den Wald. Hier verfolgte er anhaltend einen Hirsch, bis dieser sich in ein großes schönes Haus flüchtete, das plötzlich vor dem überraschten Jäger stand, der aber auch in dieses Asyl dem Hirsch nachfolgte. Es war aber dieses Haus ein bezaubertes Schloß, und darinnen lebten drei schöne Prinzessinnen unter strenger Obhut ihrer Eltern, welche böse Zauberer waren. Kaum war der Jüngling eingetreten, so fiel hinter ihm ein starkes Gatterthor, und er sah sich gefangen. Der alte Zauberer legte ihm gleich eine Arbeit auf, mit der er sich selbst lösen sollte.
Er sollte mit einem hölzernen Beile und mit einer hölzernen Säge eine große Menge Holz zerkleinern, wenn er dieß nicht vollbringe, ward gedroht, würde er sein Leben verlieren. Als der Prinz sehr traurig über die Unmöglichkeit dieser schweren Aufgabe nachdachte und sich schon auf den unvermeidlichen Tod vorbereitete, trat die eine Prinzessin zu ihm und sagte mitleidig und freundlich: "Ruhe Du jetzt, müder Jüngling, ich will Dich von Deiner Sorge befreien und diese Dir unmögliche Arbeit für Dich vollbringen." Bald fiel der Prinz in Schlummer, da er von der Verfolgung des Hirsches sehr ermattet war, und als er erwachte, war die schwere Aufgabe gelöst. Er dankte der liebreichen Jungfrau, wobei es geschah, daß ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit sein ganzes Herz bezauberte. Heimlich trug er ihr Herz und Hand an, und die holde Jungfrau lächelte ihm Gewährung, sagte ihm aber auch schmerzlich, daß es ihm und ihr noch schwere Kämpfe kosten werde, ehe sie zum Ziel gelangen würden. "Denn" - so sagte sie - "meine Aeltern werden einen Tag festsetzen, wo ich mit meinen zwei Schwestern ganz überein angekleidet, vor Dir erscheinen werde, dazu mit bedecktem Gesicht, so daß es Dir wegen der großen Aehnlichkeit unserer Gestalten schwer werden wird, mich von ihnen zu unterscheiden; wählest Du aber im Irrthum eine meiner Schwestern, so kostet es Dir das Leben - vielleicht auch mir, zur Strafe, daß ich Mitleid mit Dir hatte. Doch will ich, Theurer, Dir ein Zeichen geben, mich zu erkennen; sieh hier an meinem Halse eine blaue Ader, welche Dir das bange Klopfen meines Herzens verkünden wird; diese haben meine Schwester nicht so sichtbar."- Der ängstliche Tag der schweren Wahl kam heran. Die sich ganz ähnlichen Schwestern saßen, überein gekleidet, mit ihren Eltern in einem Zimmer, in welches der Prinz geführt wurde. Lange sah er zweifelnd und ängstlich die drei Mädchengestalten an, doch plötzlich gewahrte er die klopfende Ader an dem Halse seiner auserwählten Braut, die ihm nun von den Aeltern zugesagt wurde. Aber diese hegten beide Zorn und Tücke gegen die jüngste Prinzessin, denn das war des Prinzen Geliebte, und hätten das Glück gern einer ältern Tochter gegönnt. Dieses wußte die kluge Braut aber recht gut, und da sie auch etwas von der Zauberkunst verstand, so gab sie irgend einem Gegenstande im Palaste eine geheime Kraft, daß, wenn die Mutter aus feindlicher Absicht fragen würde, ob sie und der Prinz schliefen, eine Stimme immer nein antwortete. Des Nachts kam wirklich auch die Mutter und fragte ein Mal um das andere: "Schlaft ihr?" Drei Mal ertönte es: Nein! doch beim vierten Mal schwieg es. Jetzt glaubte die Mutter nun, sie seien eingeschlafen und rief dem Vater ganz laut zu: "Jetzt ist die Zeit, jetzt kannst Du den Prinzen tödten!" Dieses entging den lauschen den Ohren des Prinzen und der Prinzessin nicht; sie flüchteten sich eilend, und als der Vater mit einem Speer in das Schlafgemach trat, fand er es leer. Als das Brautpaar eine Strecke geflohen war, sagte die Braut: "Sieh Dich um, es brennt mich heiß auf den Rücken." Der Prinz that es, sah sich um und gewahrte hinter sich einen großen Raben. Als er dieß der Prinzessin sagte, denn sie selbst durfte sich nicht umdrehen, sprach sie erschrocken: "Der schwarze Rabe, das ist meine Mutter, welche sich in diese Gestalt verwandelt hat, ich will mich schnell in einen Garten verwandeln und Dich in einen Gärtner, aber behüte die Blumen sorgfältig, daß sie keine abpflücke." Sogleich erfolgte die Verwandlung und der Rabe umschwärmte kreischend den blühenden Garten, indessen der Gärtner wohl auf seiner Hut war, daß ihm keine Blume entwendet würde, und wehrte den Raben kräftig ab. Nach langem vergeblichen Streben, eine Blume nehmen zu können, flog der Vogel zuletzt mit häßlichem Gekreisch davon. Die Prinzessin und der Prinz nahmen nun wieder ihre natürliche Gestalt an, und eilten weiter. Nach einiger Zeit sagte die Braut wieder: "Sieh dich um, es brennt mich heiß auf meinen Rücken." Der Prinz sah sich wieder um und gewahrte einen großen Stoßvogel. Als er es seiner Braut sagte, verwandelte sie sich in einen Teich und ihren Geliebten in eine Ente. Schnell stürzte sich der Vogel herab und trank das Wasser so rein aus, daß nicht ein Tröpfchen mehr darin blieb, dann flog er in die Höhe und ließ drei Nüsse fallen mit dem Zuruf: "Damit, meine Tochter, wirst Du Dein Glück machen!" Dieser Vogel war der verwandelte Vater der Prinzessin. Das Brautpaar nahm nun wieder seine natürliche Gestalt an, und erreichte nicht lange darauf eine Mühle. Der Prinz war aber der Zaubereien und Verwandlungen schon müde; er gedachte an seine Aeltern, die nicht wußten, was aus ihm geworden, und sprach zu seiner Begleiterin: "Meine Theure, verbirg Dich jetzt in dieser Mühle, und erhole Dich; ich will erst einmal in meine Heimath gehen, meine alten Aeltern vergehen sonst vor Gram, wenn ich nicht wieder zurückkehre, dann will ich Dich festlich von hier abholen und heimführen." Traurig ging die Prinzessin hinein in die Mühle und da sie unerkannt bleiben wollte, so verdingte sie sich als Magd hinein und diente da. Der Prinz ging fort nach seiner Heimath. Und bald vergaß er die gute Braut, die ihn doch befreit und errettet, und verlobte sich mit einer andern Prinzessin. Dieses hörte die Verlassene in der Mühle, nahm dort Abschied und ging traurig nach dem Schloß des Ungetreuen. Hier öffnete sie eine der drei Nüsse, es entfaltete sich ein herrliches Gewand daraus. Darauf ging die Prinzessin mit dem kostbaren Kleid zu der neuen Braut des Prinzen, und ließ ihr das Kleid zeigen. Das gefiel der Braut über alle Maaßen wohl, und sie ließ gleich die Besitzerin kommen und fragen, was sie dafür verlange? Da verlangte Jene ohne Beisein eines Menschen in das Gemach des Prinzen gelassen zu werden. Dieß sagte die Braut zu, und bestimmte die Stunde, in welcher die Prinzessin dem Prinzen nahen durfte. Aber als nun die Unterredung statt finden sollte, und die Prinzessin in das Gemach des Prinzen trat, fand sie ihn schlafend, denn die arge Braut hatte ihm einen Schlaftrunk eingegeben, so daß er nicht mit der reden konnte, die ihn zu sprechen begehrte. Da diese Arme nun so überlistet war, ging sie weinend fort und öffnete ihre zweite Nuß. Aus der quoll noch ein schönres Kleid, und damit that die Prinzessin, wie sie mit dem ersten gethan. Die habgierige Braut wollte wohl auch dieses Kleid haben, deshalb sagte sie auch der Prinzessin zu, daß sie ohne Beisein eines Menschen mit dem Prinzen reden sollte, aber sie hatte einen abgerichteten großen Hund, den ließ sie in das Gemach des Prinzen kurz vorher, ehe die Prinzessin eintrat, und der bellte nun so laut und fürchterlich, daß sie erschrak, und kein Wort sprechen konnte, und weinend fortgehen mußte, denn er ließ sich von dem Prinzen nicht beschwichtigen. Jetzt nahm sie zur dritten Nuß ihre Zuflucht, öffnete sie und das allerköstlichste Gewand, schöner als je eins auf Erden war, kam heraus. Dieß trug sie abermals der Prinzessin hin, ließ sich aber dießmal das Wort geben, daß ihr vergönnt sein müsse, mit dem Prinzen zu reden, außerdem würde sie das Kleid nicht lassen. Da siegte die Pracht des Kleides und der Braut Putzsucht und Eitelkeit über ihre Eifersucht und Tücke, und sie gewährte die erbetene Unterredung. Als aber nun die Prinzessin zu dem Prinzen trat, gab sie sich ihm zu erkennen, und hielt ihm sein Unrecht sanft vor, sagte ihm auch, wie hartnäckig und arglistig ihr die Unterredung zweimal vereitelt worden sei. Da schwand alle Neigung zu, der Braut aus des Prinzen Herzen und kehrte sich wieder zu der sanften und duldenden Prinzessin. Er führte sie zu seinen Aeltern und gab jener andern Braut wiederum den Abschied, doch die Kleider durfte sie behalten. Als sie sich aber damit schmücken wollte, fiel eins nach dem andern in eitel Fetzen ihr vom Leibe herab. Fippchen Fäppchen
Eine Mutter hatte zwei Töchter, eine rechte Tochter und eine Stieftochter. Die letztere wurde von der Frau sehr schlecht behandelt, so daß sie es nicht aushalten konnte. Eines Tages nahm sie sich ein Töpfchen, etwas Mehl und einen Löffel in ihr Körbchen und ging davon. Sie kam in einen finstern Wald, darin lief sie lange herum, bis sie vor Hunger und Müdigkeit nicht weiter gehen konnte. Hier ruhete sie aus, schürte ein Feuerchen an, und kochte sich einen Brei. Als sie im besten Kochen war, kam plötzlich ein kleines, graues Männlein und fragte: "Was kochst Du da ? " " "Einen Brei,"" sagte sie. "Ach, laß mich Deinen Löffel ablecken," bettelte das graue Männlein. Sie sprach freundlich: "Du kannst auch ordentlich mit mir essen." Da hüpfte das Männlein vor Freude um das Feuer herum, bis der Brei fertig war; darauf aßen die Beide miteinander und ließen sich's gut schmecken. "Weißt Du, wie ich heiße?" sprach das Männlein. "Ich heiße Fippchen Fäppchen, und nun gehe mit mir, Du sollst es gut bei mir haben!" Da gingen sie Beide zusammen weit, weit fort im Walde und kamen endlich an ein Schloß; die Thore öffneten sich und beide spazierten hinein. Da war alles prachtvoll ausgeschmückt, und war alles zu haben, was man nur wünschen mochte, und es war ein Zauberschloß, das Fippchen Fäppchen gehörte. Die Stiefmutter des davon gegangenen Mädchens aber hatte sich aufgemacht mit einem tüchtigen Prügel, nach der entflohenen Tochter zu suchen, und wollte sie todtschlagen, wenn sie sie fände, oder doch wenigstens windelweich. Und nach einigen Tagen kam sie an die Thüre des Zauberschlosses und klopfte an. Wie erstaunt war die Stieftochter, als sie ihre Mutter kommen sah, und wie erstaunt war die Stiefmutter, ihre von ihr so schlecht behandelte Tochter in so prachtvoller Umgebung und in den schönsten Kleidern wieder zu finden. Vor Schreck fiel ihr der Prügel aus der Hand. Die Stieftochter nahm ihre Mutter sehr freundlich auf, bewirthete sie gut und nach einem kurzen Aufenthalt kehrte die Mutter wieder heim und pries zu Hause ihre, Stieftochter über die Maaßen glücklich. Das nahm sich die rechte Tochter zu Ohren und zu Herzen, und da die Stiefschwester der Mutter erzählt hatte, wie sie zu dem Glück gekommen, so lief sie nun auch davon, kam in denselben Wald, ruhete aus und fing an, auch einen Brei zu kochen. Da kam das graue Männlein auch, und fragte: "Was kochst Du?" ""Einen Brei,"" sagte sie. Darauf sprach das Männlein: "Laß mich Deinen Löffel ablecken." ""Nein,"" "sagte das Mädchen trotzig und mißmuthig, ""ich kann ihn selbst ablecken."" Dann setzte sich das Mädchen hin und aß den Brei allein, und das Männlein sah zu, und als das Mädchen fertig war, da nahm das Männlein das Mädchen und zerriß es in tausend Stücke und hing sie an die Bäume. Nach dem suchte die Mutter ihre rechte Tochter und meinte, der müsse auch ein so großes Glück begegnet sein, als ihrer Stieftochter. Als sie in die Nähe kam, wo ihre Tochter in Fetzen hing, dachte sie, die Tochter habe dort Wäsche aufgehangen, wie groß aber war ihr Schrecken und ihr Jammer, als sie näher kam und sah, was geschehen war. Sie fiel ohnmächtig zur Erde, und ich weiß nicht, ob sie wieder nach Hause gekommen ist.
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