<%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="65001"%> Die Moorjungfern auf der hohen Rhön

Die Moorjungfern auf der hohen Rhön

 
Bei dem Dorf Dönges in Hessen liegt der Dönges- oder Hautsee, der an einem bestimmten Tag im Jahr eigenartig rot wird. Als Ursache erzählt man sich folgendes: Als einst im Dorf Dönges Kirmes war, erschienen zwei fremde, schöne Jungfrauen, die mit den Bauernburschen tanzten und sich lustig unterhielten, aber um Mittemacht dann verschwunden waren, während doch jeder Kirmes Tag und Nacht fortdauert. Am andern Tag waren sie wieder da, und ein Bursche, der es gern gesehen hätte, wenn sie noch geblieben wären, nahm einer von den beiden Jungfrauen während des Tanzes die Handschuhe weg. Die beiden Jungfrauen wieder weiter, bis Mitternacht herannahte; da wollten sie fort; nun suchte die eine in allen Ecken nach ihren Handschuhen. Als sie diese nirgends finden konnte, irrte sie mit ängstlicher Miene umher. Kaum aber hatte es während des Suchens Mitternacht geschlagen, liefen beide in größter Angst fort, eilten geradewegs nach dem See und stürzten sich in das Wasser. Am andern Morgen war der See blutrot, und diese Färbung wiederholte sich von da an jedes Jahr am gleichen Tag. An den zurückgebliebenen Handschuhen aber waren kleine Kronen zu sehen. Wo jetzt auf der Hohen Rhön das Schwarze Moor liegt, erhob sich vor undenklichen Zeiten eine schöne Stadt, die später in die Erde versank, weil die Einwohner ein gottloses, lasterhaftes Leben führten. An Stelle der Stadt breitete sich ein unergründlicher, tiefer schwarzer See aus, der aber nach und nach bis auf einige dunkle Löcher von einer dichten Moordecke überzogen wurde. In der Tiefe des Moores jedoch ist das Leben noch nicht erstorben. Wenn die Bewohner des versunkenen Ortes nach ihrer Kirche eilen und dort reuevoll um Vergebung beten, dann braust es im Moor gewaltig, und schwarzes, schlammiges Wasser gärt aus dem Boden. Manche, die sich am Rande des Moores niederlegten, um in die Stille der Landschaft zu horchen, haben bisweilen noch die Turmuhr schlagen und die Hähne aus der Tiefe krähen hören. Nur drei Jungfrauen aus dem versunkenen Ort durften manchmal aus der schlammigen Tiefe des Moores emporkommen. Sie wurden in der Umgegend die Moorjungfern genannt und erschienen regelmäßig beim Kirmestanz in Wüstensachsen. Als sie aber dort einmal über die Zeit zurückgehalten wurden, verließen sie traurig den Tanzplatz, und am andern Morgen war einer der Teiche blutrot gefärbt. Die Moorjungfem hat seitdem niemand mehr auf der Kirmes gesehen. Sie schweben nur noch zur Nachtzeit mit anderen Bewohnern der versunkenen Stadt als Irrlichter über dem geheimnisvollen Moor.